Montag, 28. August 2017

HINTERGRUNDINFO :: 4.9 Heidelberg, 6.9. Dallau, 9.9. Bad Rappenau, 10.9. Beilstein :: 2 URAUFFÜHRUNGEN Martin Münch :: Infobrief Neckar-Musikfestival und M. Münch 9


Sehr geehrte Damen und Herren,
 liebe Freunde des Neckar-Musikfestivals und der Musik von Martin Münch,

mit diesem Infobrief möchte ich die Freunde meiner Musik gerne über die unmittelbar bevorstehenden Uraufführungen zweier wichtiger und höchst gegensätzlicher neuer Werke aus meiner Feder informieren. Sie finden statt am

Mo. 4. Sept. 2017, Heidelberg, Schloss Wolfsbrunnen, 20 Uhr
Martin Münch:
SUITE RIOPLATENSE op. 56
Rainer Klaas Klavier

und am

Mi. 6. Sept. 2017, Schloss Dallau, 19:30 Uhr
Sa. 9. Sept. 2017, Wasserschloss Bad Rappenau, 19:30 Uhr
So. 10. Sept. 2017, Schloss Beilstein, 19:30 Uhr
Martin Münch:
IMPRESSIONS MÉDITATIVES (Heft 1-5 komplett) op. 53
Zsuzsa Kollár, Klavier

Der geneigten Zuhörerschaft möchte ich hier einige Hintergrundinformationen zu diesen beiden neuen Werken zur Kenntnis bringen.


Zur SUITE RIOPLATENSE:

Wie Ihnen durch die vergangenen Infobriefe und aus dem Interview mit der Heilbronner Stimme bekannt geworden ist, lebe ich seit 2016 am Rio de la Plata. Die 2016/17 entstandene Suite Rioplatense op. 56 ist klanglicher Ausdruck dieser neuen Umgebung, welche historisch durch Tango und Milonga, aktuell durch Salsa, Samba und andere südamerikanische Unterhaltungs- und Tanzmusik geprägt ist. Mein op. 56 ist eine sechsteilige Suite, die aus vier Tangos, einer Tango-Milonga und einem Walzer besteht. Dabei ist es weder so, dass ich vor dieser Suite nie einen Tango geschrieben hätte, noch so, dass ich im Laufe meiner kompositorischen Karriere im reinen Elfenbeinturm der „entkörperlichten" Musik verblieben wäre und mich nie irgendeiner Tanzform zugewandt hätte. Meine Suite Omaggi op. 35c beispielsweise enthält zwei Tangos, meine Kammersymphonie op. 20 endet mit einem Tango, und es gibt von mir an anderen Tanzformen vor allem zahlreiche Walzer, Valse Boston, aber auch Foxtrott, Blues und ältere Tänze wie Tarantella, Ragtime oder Sarabande.

Musikwissenschaftler werden möglicherweise eines Tages den Unterschied zwischen europäischem und südamerikanischem Tango als Einflüsse auch in meiner Suite festmachen wollen bzw. können, sowohl was den klassischen Tango Rioplatense im Stil eines Carlos Gardel oder z.B. der berühmten „Cumparsita" als auch den vom sambaartigen 3+3+2-Rhythmus geprägten Tango moderno von Astor Piazzolla betrifft, im Gegensatz zum europäischen Tango wie etwa der berühmten „Jalousie" oder den stilbildenden Tangos etwa eines Friedrich Hollaender („Der Wind hat mir ein Lied erzählt"). Die Herausforderung bei diesen kurzen, jeweils nur eineinhalb bis zwei Minuten langen Stücken, bestand für mich darin, zum einen dem Stil, in dem ich zuhause bin, den ich mir über die Jahre erarbeitet habe und in dem ich mich wohl und mit mir selbst identifiziert fühle, treu zu bleiben, und zum anderen die Welt des Tangos für mich zu entdecken zu beginnen, zu adaptieren und mit meinem Stil zu verbinden. Ich sage bewusst, zu beginnen, denn dieser Prozess steht erst am Anfang und ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Vielleicht wird es irgendwann eine zweite oder sogar 3. Suite Rioplatense geben, die diese Aneignung noch viel weiter voranbringt.

Die einzelnen Stücke haben einen äußerst unterschiedlichen Charakter, angefangen vom sambaartigen Tango de remolino (Wirbeltango) mit seiner flüchtigen Piazzolla-Anmutung im Mittelteil, über einen in typisch eigener Klangsprache gehaltenen langsamen Walzer, einem träge-lasciven Tango-Milonga, zwei auf die spanische Vergangenheit der beiden Länder des Rio de la Plata verweisenden Beiträgen (Tango Andaluz und Tango-Habanera) sowie einem entfernt an meinem zweiten Klavierkonzert anknüpfenden und dessen fatale Grundstimmung ins frisch-kokette wandelnden Tango verde. Mir war daran gelegen, mit kurzen, schlaglichtartigen Stücken, ein breites Spektrum aufzuspannen und eine charakteristische Stimmung zu erzeugen, die einen lebensfrohen Gegensatz zu meinen zu einem guten Teil sehr meditativen und spirituell geprägten Stücken der vergangenen acht Jahre darstellt. Die Reihenfolge der Entstehungsgeschichte der Kompositionen ist übrigens nicht mit der für die Aufführung vorgesehenen Reihenfolge identisch, die ich aus dramaturgischen Gründen vorgenommen habe, um zwei besonders effektvolle Tangos am Anfang und am Schluss stehen zu haben. Die Uraufführung habe ich meinem geschätzten Freund und Kollegen Rainer Klaas anvertraut, die südamerikanische Erstaufführung werde ich im kommenden Jahr in einem internationalen Klavierfestival selbst vornehmen.

(Am Vortag unbedingt ebenfalls mitzuerleben: DIE ANDERE MODERNE mit Rainer Klaas am Klavier, 3.9.2017 Lorsch, Nibelungensaal im Alten Rathaus, 18 Uhr.  Nähere Infos auch hierzu folgen.)


Zu den IMPRESSIONS MÉDITATIVES

Der umfangreiche, dichte Zyklus der Impressions Méditatives op, 53 besteht aus insgesamt 5 Heften, ist meiner Lebensgefährtin Herta Neulist gewidmet und hat die stattliche Dauer von knapp einer Stunde. Das 1. und 4. Heft habe ich im Rahmen des Neckar-Musikfestivals schon aufgeführt, das 2. ist noch in Europa, das 3. und 5. in Südamerika entstanden. Ich freue mich, dass ich meine geschätzte ungarische Kollegin Zsuzsa Kollár für die Uraufführung des nunmehr vollständigen Zyklus gewinnen konnte. Tatsächlich wurde er nicht so knapp vollendet wie Beethovens Chorfantasie, von der berichtet wird, dass Beethoven bis zur letzten Minute vor der Aufführung die Orchestrierung (immerhin fast) fertig stellte und dann den fehlenden Klavierpart kurzerhand improvisierte. In diesem Fall habe ich den letzten Ton (des zuletzt abgeschlossenen dritten Heftes) immerhin drei Wochen vor der Uraufführung komponiert und nach Ungarn geschickt - sinnvollerweise nicht auf dem Postweg, denn der dauert 3-5 Wochen. Die anderen Teile lagen schon deutlich länger vor. Aber so völlig ohne den Druck der nahenden Aufführung komponiert wohl kaum ein Komponist, ein Blick in die Musikgeschichtsbücher lehrt uns dies ausführlich.

Wer meine Ästhetik kennt, weiss, dass ich in der Tradition verwurzelt bin wie wenig andere aktuelle Komponisten-Kollegen, und gleichzeitig Wert darauf lege, dass man meiner Musik anhört, dass sie in unserer heutigen Zeit entstanden ist. Da ich nicht bereit bin, die Avantgarde à la Donaueschingen und Darmstadt (die „Leuchttürme" des Genres) mitzumachen, klingt meine Musik fast nie atonal, gleichzeitig allerdings auch nicht naiv-tonal, sie betreibt keine Effekthascherei, versucht nicht gewaltsam neu oder spektakulär zu sein, zu verfremden oder (mit) etwas zu brechen, sondern die Tradition evolutionär in unsere heutige Zeit fortzuführen und dabei die musikalischen Anliegen so verständlich, wirksam, eindringlich und „verführerisch" wie möglich zur Geltung zu bringen. Wie ich dies auch in den Kriterien der „Anderen Moderne" so schön formuliert habe: „Ernste Musik, die (…) erweitert tonal, klangzentrenharmonisch oder modal operiert, eingebettet ist in eine persönlich weiterentwickelte Tradition, Wert legt auf klangsinnliche, seriöse Handwerklichkeit und die Kommunikation mit dem Hörer sucht."

Die Besonderheit der Impressions Méditatives liegt nun darin, dass es sich bei ihnen, jenseits dieser grundsätzlichen musikästhetischen Einbettung und ihrer extensiven Dauer, eigentlich um eine Gedichtsammlung handelt, also um verschiedenartigste musikalische Verdichtungen. Diese haben teilweise architektonisch-streng-rationalen, teilweise improvisatorisch-fliessenden, teilweise auch blitzlichtartig-kurz aufleuchtenden Charakter. Das mit über 20 Minuten längste 1. Heft ist eine Abwechslung von 6 Charakterstücken (die auch den Titel „Impressions méditatives" tragen) mit ebenso vielen säkularen Chorälen. Seit meiner Abwendung von der Religion habe ich immer wieder bedauert, dass einem Atheisten der kulturelle Wertgegenstand eines „Chorals" im nicht-religiösen Bereich nicht zur Verfügung steht und hatte das Bedürfnis hier Abhilfe zu schaffen. Die Melodien sind sehr einfach, fast gregorianischen Chorälen nachempfunden, aber es hängen, wie riesige Lasten, tonnenschwere Harmonien darunter. Ausnahmen machen davon nur zwei, die ich tatsächlich, nicht im Stil Schönbergs sondern anknüpfend an dem Saties und Hauers, in einer modalen Zwölftontechnik komponiert habe. Im kürzeren 2. Heft finden sich ebenfalls zwei profane Choräle, die dem gleichen Geist und Bedürfnis entsprungen sind, verinnerlichte Spiritualität auch für Atheisten, Agnostiker und säkular denkende Menschen musikalisch verfügbar zu machen. Diese rahmen, wie schon meine Meditations sérieuses op. 47 aus dem Jahr 2010, zwei Girlanden ein, sich anmutig abwärts drehende, ornamenthafte Stücke, und einen zentralen meditativen Rückzugsort. 

Das dritte Heft bietet eine Sammlung von drei verdichteten, der Introspektion verpflichteten, langsamen Walzern, über die ich der Interpretin schrieb: „Meinerseits habe ich das Gefühl, dass mir darin eine Kondensierung meines Stils aufs sehr Einfache und Wesentliche gelungen ist". Früher habe ich bei Komponisten nie verstanden, woher der Impuls kommt, ab einem bestimmten Alter „musikalisch abzuspecken". Jetzt weiss ich es, zumindest immer einmal wieder. Das 4. Heft ist von der Klangsprache her womöglich am schärfsten formuliert, gleichzeitig bleibt diese in die meditative Grundstimmung farbiger und gleichzeitig verinnerlichter musikalischer Impressionen eingebettet. Das zentrale Stück dieses vorletzten Heftes ist ebenfalls eine sanft schillernde Girlande. Das mit fünf Minuten Dauer kürzeste abschliessende 5. Heft greift den Gedanken der nicht-religiös gebundenen Choräle auf und umrahmt mit diesen zur kurzen „Invocation" verdichteten „Anrufungen" (auf, wie in den anderen Heften auch, wiederum spiegelsymmetrische Weise) eine eher epische, nachdenkliche und klangsinnliche „Impression méditative centrale". Ein 24-sätziges Werk möchte in die Welt und harrt seiner Geburt, der musikalischen Uraufführung.

 

Uraufführung des gesamten Zyklus

Impressions méditatives op. 53 Heft 1

Impression méditative No.1 - Choral séculier No.1 - Impression méditative No.2 - Choral séculier No.2 Impression méditative No.3 - Choral No.3 (Choral dodécaphonique, á la maniére de Satie) Choral séculier No.4 - Impression méditative No.4 - Choral séculier No.5 - Impression méditative No.5 Choral séculier No.6 (Choral dodécaphonique, á la maniére de J.M.Hauer) - Impression méditative No.6

Impressions méditatives op. 53a Heft 2

Chorale profane No 1 - Guirlande-Scherzo - Retraite meditative - Guirlande lumineuse - Chorale profane No.° 2

Impressions méditatives op. 53b Heft 3

Trois Valses lentes introspectives

Impressions méditatives op. 53c Heft 4

Larghetto meditativo - Guirlande - Larghetto meditativo

Impressions méditatives, op. 53d Heft 5

Invocation laique spirituelle No. 1 - Impression méditative centrale - Invocation laique spirituelle No. 2 


Ticket-Vorverkauf für die Konzerte des Neckar-Musikfestivals bei RESERVIX:

Die Konzerte des zweiten Halbjahres werden gefördert von den
Stiftungen Landesbank Baden-Württemberg


Wir danken der 
Guttman Family Donor Advised Fund gGmbH

Mit freundlicher Unterstützung der Konzerte im Heilbronner Raum durch die

!!! Bitte benutzen Sie in Zukunft für Ihre Kommunikation mit uns nicht mehr die alten Mail-Adressen info@neckar-musikfestival.de oder info@neckarfestival.de sondern ausschliesslich neckar-musikfestival@piano-international.de !!!

Wir danken wie immer allen Partnern, Förderern, Sponsoren und freuen uns auf Ihren Besuch!


Mit musikalischen Grüßen

Martin Münch

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Neckar-Musikfestival
Eintrittspreise: Normalpreis Vorverkauf 12 Euro / erm. 8 Euro, Abendkasse 3 Euro Zuschlag (N).
Reduzierter Preis: Vorverkauf 7 Euro / erm. 5 Euro, Abendkasse 3 Euro Zuschlag (R)
Konzerte zum Sonderpreis: Abendkasse und VVK 6 Euro (S).
Partnerkonzerte eigene Preise, mit PianoCard ermäßigt (P).
Concertino Weinsberg Eintritt frei (F).
PianoCard (Abo für das Hauptprogramm für Mitglieder im NMF-Förderverein): 50 Euro
Infos: www.neckarmusikfestival.de
Änderungen vorbehalten


Wir danken unseren Partnern und Förderern 2015/16/17:

Baden-Württemberg Stiftung

Golfclub Heidelberg Lobenfeld
Stiftung Deutsche Pfandbriefbank
Gemeinde und Kulturstiftung Neckarwestheim
Kulturamt der Stadt Heidelberg - Kulturamt Bad Wimpfen - Stadt Gundelsheim

Klinikum am Weissenhof Weinsberg - Kulturetta Gundelsheim

Volksbank Kraichgau - Volksbank Heilbronn - Raiffeisenbank Elztal
Istituto Italiano di Cultura Stuttgart
Alexander Glasunow Stiftung München
Guttman Family Donor Advised Fund gGmbH

Landesbank Baden-Württemberg
Regierungspräsidium Karlsruhe
Augustinum Heidelberg
Rudolf Jung - Siegelsbach

Peter van Bodegom, Heidelberg - Georg Seyfarth, Heidelberg
Manuela Janicki, Karlsruhe - Dietrich Haag - Heidelberg

Schlosshotel und -restaurant Liebenstein - VHS Edingen-Neckarhausen
Gemeinde Dallau - Kulturamt Bad Rappenau
Kulturamt und Musikschule Viernheim - Kulturschmiede Neckargartach Heilbronn
Humanistisches Zentrum Stuttgart - Freie Musikschule Heidelberg
Gemeinde Rechberghausen - Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim
Jahrhundertwende-Gesellschaft Heidelberg - Schloss Wolfsbrunnen Heidelberg
Musikwissenschaftliches Institut der Universität Tübingen

sowie allen weiteren Partnern
www.neckarmusikfestival.de

Das Team des Neckar-Musikfestivals 2017:
Martin Münch (VisdP), 
Herta Neulist,
Walter Tydecks, Liane Opitz, Beatrice Leonhardt

Rahmenprogramm:
Dorothea von Albrecht und Barbara Rosnitschek

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